Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Sankt Margarethen im Jahr 1232 als „Mayad“. Laut einem Dokument des Raaber Domkapitels fungierte ein „Detlep de Mayad“ als königlicher Herold (pristaldus) nach der Beilegung eines Besitzstreites.
1276 wurde der Ort nach dem Patrozinium einer Kirche oder Kapelle „Sancta Margareta“ genannt und 1415 anlässlich des Verkaufs einer Liegenschaft „Sand Margreten pey dem See“. „Mayad“ war noch bis 1450 in verschiedener Schreibweise neben St. Margarethen gebräuchlich.
In den Urbaren (Verzeichnisse der Besitzverhältnisse der Grundherrschaft) von 1515 zählte St. Margarethen zur Herrschaft Eisenstadt und ging – nach vielen wechselnden Besitzverhältnissen – 1622 pfandrechtlich und ab 1648 erblich in den Besitz der Familie Esterházy über.
1618 erhielt St. Margarethen das kaiserliche Privileg eines eigenen Brandzeichens und damit das Recht zur Ausfuhr des Weines in die habsburgischen Erbländer und 1647 wird dem Ort das Marktrecht wiederverliehen, das er nach den Urbaren schon 1515 besaß.
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehörte „Szentmargitbánya“ zu Westungarn; seit 1921 ist es eine Gemeinde des damals neu gegründeten Burgenlandes.
Die heute blühende Ortschaft war im Lauf der Geschichte wiederholt von kriegerischen Ereignissen, Verwüstungen, Seuchen und Bränden betroffen.
Im 16. und 17. Jahrhundert litt die Bevölkerung unter Türken- und Tatarenkriegszügen und unter den Auswirkungen von Aufständen (Bocskay- Aufstand 1605, Bethlenkrieg 1647). Im 18. Jahrhundert verwüsteten Kuruzzen das Dorf.
Viele Menschen erlagen der Pest in den Jahren 1644, 1646 und 1679. Eine besonders hohe Opferzahl forderte das Pestjahr 1713, von dem die „Pestkapelle“ am Koglberg erzählt.
1745 wütete ein Großbrand und im 19. Jahrhundert die Cholera.
Auch der Erste und der Zweite Weltkrieg brachten für die dörfliche Bevölkerung große Not und viele leidvolle Erlebnisse. Der Obelisk auf dem St. Margarethener Hauptplatz (Kriegerdenkmal) gedenkt der vielen Gefallenen und Vermissten der beiden Kriege. Beim Eingang zum Friedhof erinnert ein Gedenkstein an die Erschießung von „Menschen jüdischen und christlichen Glaubens, deren Leben die Schergen der gnadenlosen Zeit auslöschten. 1944 - 1945“ und die hier in einem Massengrab beigesetzt wurden.
Jener Mahnung, die dem Gedenkstein eingeschrieben ist, „dass diese Zeit ohne Gnade nie wiederkommt“ scheint die jüngste Geschichte Rechnung zu tragen: So haben nicht nur viele St. Margarethener Bewohnerinnen und Bewohner ungarischen Flüchtlingen nach dem Aufstand 1956 tatkräftig geholfen, sondern auch den mehr als 600 damaligen DDR- Bürgern, die 1989 über die bis dahin noch geschlossene Grenze kamen. Mit diesem Ereignis wurde der Fall des gesamten „Eisernen Vorhangs“ eingeleitet.
Das „Paneuropäische Picknick“ am 19. August 1989 war als eine Friedensdemonstration an der österreichisch- ungarischen Grenze geplant. Mit Zustimmung beider Länder sollte dabei ein Grenztor an der alten Pressburger Landstraße zwischen St. Margarethen im Burgenland und Sopronköhida (Steinambrückl) in Ungarn symbolisch für drei Stunden geöffnet werden.
Vor dem offiziellen Programmbeginn durchbrachen Flüchtlinge aus der ehemaligen DDR am Schauplatz der Veranstaltung die Grenze. Die ungarischen Grenzpolizisten verhinderten diese Flucht nicht.
Ein besonderes Wahrzeichen ist der im St. Margarethener Gemeindegebiet liegende „Römersteinbruch“, der seit 2001 zum UNESCO- Weltkulturerbe Fertö- Neusiedler See gehört. Die Verwendungsgeschichte der Steine reicht bis in die Frühzeit zurück und jener Teil des Bruchs, der einen besonders schönen und harten Stein aufwies, war als „Stephanswand“ der Dombauhütte von St. Stephan vorbehalten. Der Sandstein von St. Margarethen war ein wichtiger Bestandteil aller Phasen des Dombaues und späterer Erneuerungsarbeiten.
Im Jahr 1653 entstand in St. Margarethen eine eigene Steinmetzzunft und viele Steinmetzmeister waren in St. Margarethen ansässig.
1959 fand im Steinbruch erstmalig ein Bildhauersymposium europäischer Künstler statt; seit 1961 ist der Steinbruch in jedem fünften Jahr Aufführungsort der St. Margarethener Passionsspiele und seit 1996 ist er Kulisse für die jährlich veranstalteten Opernfestspiele, bei der auch viele St. Margarethenerinnen und St. Margarethener als Laiendarsteller mitwirken.
Literatur:
Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes. Zweiter Band (Zweiter Halbband) Der Verwaltungsbezirk Eisenstadt und die Freistädte Eisenstadt und Rust. Herausgegeben von der Burgenländischen Landesregierung. Bearbeitet vom Burgenländischen Landesarchiv. Im Selbstverlag des Amtes der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv. Eisenstadt 1961, S. 908 ff.
Die Denkmale des politischen Bezirks Eisenstadt und der freien Städte Eisenstadt und Rust. Bearbeitet von Dr. André Csatkai und Universitätsprofessor Dr. Dagobert Frey. Mit archivalischen Beiträgen von Staatsarchivar Dr. Rudolf Wolkan (+). Band XXIV. Dr. Benno Filser Verlag GmbH., Wien 1932, S. 277.
Schmeller, A., Das Burgenland. Seine Kunstwerke, historischen Lebens- und Siedlungsformen, Salzburg 1965, S. 194
Altenburger J., Die Familien von St. Margarethen. Der Lebenslauf eines Dorfes im Burgenland. Hg.: Marktgemeinde St. Margarethen im Burgenland, o.J.
Ders., 750 Jahre 1232 - 1982. Marktgemeinde St. Margarethen. Festschrift. Hg.: Marktgemeinde St. Margarethen, o.J.